Was ist ein Tannen-Bahnhof?


Es gibt eine Tradition, vierzehn Tage oder eine Woche vor Weihnachten die Berliner über die Zeitungen darüber zu informieren, wo sie in diesem Jahr selbst Weihnachtsbäume fällen und damit nach Hause fahren können. Ein Erlebnistag für die ganze Familie. Doch leider nur für autofahrende Familien, wie soll das sonst funktionieren.

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Einstieg mit Weihnachtsbäumen in den Zug im Winter 2003
© Bernd Herzog-Schlagk / UBD e.V.

So entstand in der "Großen Koalition für den kleinen Bahnhof Dannenwalde" 1998 die Idee, es auch mal mit der Bahn zu probieren. Das Vorhaben erwies sich als schwierig. Dann aber konnte die DB davon überzeugt werden, dass eine solche Aktion ein vorzüglicher Werbe-Gag für ihr Unternehmen sein kann. Und der 19. Dezember 1999 wurde zu einem Erlebnis für die etwa 400 Beteiligten.

Man fuhr zu einem Sondertarif nach Dannenwalde, wurde dort auf dem Bahnsteig von Engeln empfangen und auf einem etwa 15-minütigen Weg zum Wald geführt. Dort konnte man seinen Weihnachtsbaum aussuchen und fällen. Er wurde eingepackt, mit einem Namensschild und der Farbe für den Zielbahnhof versehen und von Gemeindemitgliedern zum Bahnsteig transportiert. Die Gäste wärmten sich in der Zwischenzeit am Feuer durch den Eintopf oder durch warme Getränke, unterhielten sich z.B. mit dem Förster, spazierten noch ein wenig im Wald herum oder gingen zum Bahnhof zurück. Am Bahnhof gab es Lebensmittel aus der Region und in der immer voll besetzten "Bahnhofs-Stube" Tee, Gebäck und Musik aus einem alten Grammophon. Kurz vor Abfahrt des Zuges griffen sich die Gäste ihren Weihnachsbaum und stiegen damit in das Gepäckabteil. Beste Stimmung, beste Presse.

So etwas kann man nicht nur einmal machen. So entstand die Tradition:

Weihnachtsbäume selber schlagen.

Natürlich. Mit der Bahn nach Dannenwalde!

Abfahrt im Nebel zum Spandauer Weihnachtsmarkt 1996
© Bernd Herzog-Schlagk / UBD e.V.

In den kommenden Jahren beteiligte sich die DB nicht mehr personell, unterstützte die Aktion aber weiterhin. Getragen wurde sie in der Hauptsache durch die Gemeinde, die freiwillige Feuerwehr, durch die Volkssolidarität und die anderen vor Ort tätigen Vereine. Auffällig war, dass die eindeutig Zielgruppe Familien mit Kindern waren, diese Aktion aber ganz offensichtlich auch Jugendlichen Spaß bereitete.

Dannenwalde aber ist, obwohl es der Name vermuten lässt, kein traditionelles Tannen-Dorf, sondern liegt inmitten von ausgedehnten Misch-, Fichten- und Buchenwäldern. 2004 nun hat die Elektrizitätsgesellschaft die noch immer vorhandenen Bestände kleiner Fichten unter den Hochleitungen herausreißen lassen. Eine Alternative ist noch nicht gefunden worden.

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© Umweltbahnhof Dannenwalde UBD e.V.
Stand: April 2021